Schon
viele Jahre lang war es uns zur lieben Gewohnheit geworden,ein Feuer
anzuzünden,wenn
wir uns trafen.Da in unseren Breiten das Wetter leider nur ab und zu
trocken
ist,saßen wir dann oft im Regenkombi mit Hüten auf dem Kopf
am Feuer.War trotzdem nicht schlecht und hat die Stimmung nur selten
merklich
gedämpft.Aber als ich zum ersten Mal in einem Tipi saß,war
das
ein totales Aha-Erlebnis.War Lagerfeuer und Regen vorher so ne Art
Survivaltraining,so
war es jetzt Gemütlichkeit pur.So was musste ich auch haben!
Über
das,was ich aus dieser Idee gemacht habe,werden die echten Hobbiisten
sicher
die Nase rümpfen,aber für den Fall,dass du kein solcher bist
und vielleicht auch das Bedürfnis nach einem "freundlichen Ort"
für
dich und deine Freunde hast,will ich hier aufschreiben,wie ichs gemacht
habe:
Was
für
mich von Anfang an wichtig war(darauf legst du vielleicht auch
Wert):Herberts
Tipi sollte nichts kosten.Ausserdem sollte es so gross sein,dass alle
meine
Freunde reinpassen.(jetzt denkst du vielleicht,es hat einen Durchmesser
von 0,5m)
Was
nicht
notwendig war und ist:Herberts Tipi lässt sich nicht abbauen und
transportieren.Es
steht fest an seinem Platz.
Als
erstes
fing ich an,im nahen Wald nach geeigneten Stangen zu suchen.Ich nahm
mir
abgestorbene Kiefern von ca 15-20cm Stärke an der Basis,die dann
immerhin
ca 10 m lang waren.Solche Stangen halten bei weitem nicht so viel wie
lebend
geschlagene und getrocknete Bäume,aber wenn du mit solch einer
Stange
auf der Schulter dem Förster begegnest,sagt er wahrscheinlich
"Dudu!",während
bei einem oder gar mehreren gefällten Bäumen, ist ne Anzeige
fällig.Ausserdem lässt sich das Ganze bei toten Bäumen
mit
einem Holzschein legalisieren.Wenn du nicht in der gleichen
glücklichen
Lage bist wie ich und nicht so nahe am Wald wohnst,wirst du deine
Stangen
wohl beim Baustoffhändler kaufen müssen.Der wird dir zwar ein
paar Mark dafür abnehmen,aber dafür bekommst du bedeutend
stabilere
Stangen frei Haus geliefert.
Für
mein Tipi habe ich 12 Stangen "gesammelt",davon die drei stabilsten
ausgesucht
und sie ca 8m über der Basis zusammengebunden.Dann habe ich den
späteren
Umriss des Tipis auf der Wiese mit Steinen markiert.(Ein Kreis mit 7m
Durchmesser,zum
Eingang zu etwas ausgebeult,so dass so ne Art Ellipse
entstand).Zusammen
mit ein paar Freunden haben wir dann die drei Stangen auf diesen Kreis
gestellt.Die unteren Enden der Stangen habe ich etwas geteert und ca
30cm
tief eingegraben,obwohl ich heute glaube,dass das unnötig war.Den
Rest konnte ich dann ganz alleine machen.
Die
restlichen
Stangen hab ich möglichst regelmässig von aussen in die
Gabelung
der drei ersten Stangen gelegt,wobei mir das Regelmässige nur an
der
Basis geglückt ist,dort wo sich die Stangen kreuzen,sieht Herberts
Tipi etwas durcheinander aus.Dann hab ich etwas getan,was du bei
robusten
Stangen nicht zu tun brauchst:Ich bin auf einer Leiter zum
Kreuzungspunkt
gestiegen und hab die Stangen dort alle zusammengebunden.Dann hab ich
zwischen
die Stangen waagerecht Querverstrebungen genagelt(!) (so was ist
natürlich
überhaupt nicht authentisch,macht nichts,es kommt noch viel
schlimmer),damit
meine Stangen,um die ich viel Angst hatte,etwas entlastet werden.
Das war
soweit der Rohbau.Jetzt kam die Haut,das wird für dich das
grösste
Problem und-oder der grösste Kostenpunkt werden.Da du nicht genug
Büffel erlegen kannst um eine anständige Lederhaut
zusammenzunähen,wirst
du auf modernere Werkstoffe zurückgreifen müssen.Es gibt
tatsächlich
Betriebe,die sich darauf spezialisiert haben,Tipihäute aus
unterschiedlichen
Materialien herzustellen,(Adressen findest du unter anderem bei meinen
Links) aber das musst du dir auch leisten können.
Wenn
du kein echter Indianer bist und dir deren hochgezogene Augenbrauen
("Das
kannst du doch nicht machen!") egal sind,dann lass an dieser Stelle
Phantasie
walten und denke in jede Richtung,du wirst dann deine Lösung
finden.
Die
Haut
von Herberts Tipi besteht aus Lutten,das ist ein schwarzes
kunststoffbeschichtetes
Gewebe,das im Bergbau verwendet wird und das man gebraucht umsonst(!)
bei
den Kohlebergwerken bekommt.(Herberts Tipi steht im Saarland)Es ist
sehr
reissfest,wetter-und UV-beständig und potthässlich.Vielleicht
findest du eine ähnlich praktische Lösung,die etwas besser
aussieht,ich
wäre sehr interessiert.
Diese
"Haut" hab ich von aussen an das Gerüst genagelt(!),weil ich das
Tipi
ja nie wieder abbauen will.An der Spitze hab ich zwei Rauchlöcher
freigelassen,die ich mit zwei dreieckigen Planen verschliessen
kann,welche
mit zwei Stangen auf-und zugerollt werden.Dass man die Planen aufrollen
muss und nicht aufstellen kann,wie bei den "echten" Tipis
üblich,liegt
daran,dass ich keine ausreichend langen Stangen mehr gefunden habe.
Um eine
ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten,hab ich von innen
eine
weitere Plane an die Stangen genagelt.Und zwar rundum vom Boden
ausgehend
bis in ca 1,5m Höhe(das sogenannte "Inlining").Dann hab ich die
Aussenhaut
zwischen den Stangen bogenförmig eingekürzt,so dass die
Stangen
zwar noch komplett bedeckt waren,dazwischen aber eine ca 0,5m hohe
Öffnung
entstand,durch die man auf das Inlining sehen kann.Die Aussenluft zieht
jetzt durch diese Öffnung hinein und tritt innen an der oberen
Kante
des Inlining aus.Wenn die Tür geschlossen ist,zieht der Rauch der
Feuerstelle schön gerade nach oben ab.
Die
Tür
von Herberts Tipi besteht wiederum aus einer dreieckigen Plane:eine
Seite
ist an der rechten Stange befestigt,eine Seite schliesst am Boden
ab,und
die dritte Seite ist an einer kurzen Stange befestigt,welche in der
Spitze
der Tür festgebunden ist.Diese kurze Stange lässt sich zum
Öffnen
über die rechte Stange neben der Tür legen,zum Schliessen
über
die linke Stange.
Unter
dem Kreuzungspunkt der Stangen habe ich einen Räucherkorb
aufgehängt,den
man über eine Rolle ablassen und wieder hochziehen kann.Ich habe
festgestellt,dass
man in der Tipispitze wunderbar räuchern kann.Wie das geht steht
unter
anderem im Buch vom Landleben.(in meiner Bücherliste)
Beim
Schreiben dieser Bauanleitung wird mir erst wieder bewusst,wie seltsam
und vielleicht auch geschmacklos das ganze einem echten Indianerfreund
vorkommen mag,aber Herberts Tipi steht nun seit vielen Jahren so und
ist
jeden Sonntagabend von Leuten bevölkert,die sich dort echt wohl
fühlen.
Ausserdem
siehst du dein Tipi von innen,wenn du drinsitzt,und von innen
lässt
sich an der Optik einiges machen.Gerade wenn du das Tipi nicht mehr
abbauen
musst,kannst du von innen jede Menge Verzierungen anbringen.In Herberts
Tipi ist an der Innenwand einiges befestigt:Tierschädel von
Wildschwein,Reh,Kuh
usw,Waffen,Bilder,Hausrat,Felle,und es kommt ständig wieder was
dazu,wenn
mir oder einem meiner Freunde was Neues einfällt.
Ich
wünsche
dir und deinen Freunden auch einen solch "freundlichen Ort",wo ihr
zusammen
eure Pfeife rauchen und eure Geschichten erzählen könnt.Und
falls
du dazu etwas sagen oder fragen willst:Ich freue mich über dein
Rauchzeichen.
HerbertsTipi@gmx.de