Nach
der
hier beschriebenen Methode stelle ich schon seit vielen Jahren Wein
her.Ich
empfehle dir,deinen ersten Wein nach diesen einfachen Methoden
herzustellen,denn
das, was ich in verschiedenen Büchern übers Weinkeltern
gelesen
habe,ist zwar alles wahr und wissenschaftlich fundiert,aber es kann dir
auch Angst machen,was da angeblich alles zu beachten und zu benutzen
ist.
Den
ersten
Wein,an dem ich mich versucht habe,habe ich aus Kirschen gemacht,aber
mittlerweile
hab ich auch andere Obstsorten
ausprobiert,z.B.Trauben,Brombeeren,Stachelbeeren
oder Mirabellen.
Nach
der
folgenden Vorgehensweise hab ich zum Beispiel Wein aus
Süsskirschen,Brombeeren
und Trauben gemacht.
Die
Vorgehensweise
ist bei allen Obstsorten recht ähnlich,aber bleiben wir mal bei
den
Kirschen:
Zuerst
hab ich ca 10 kg Kirschen gepflückt ,das ist eine Menge, die sich
bequem verarbeiten lässt und gut auf die gängigen
Grössen
von Gärtöpfen und Ballonflaschen passt.
Diese
10 kg werden erst mal gewaschen,um Spinnen,Blattläuse und
Vogelscheisse
aus dem Wein rauszuhalten.Dann fülle ich sie in einen Gärtopf
und
zerkleinere
sie ein wenig."Ein wenig" bedeutet hier z.B. mit der Hand
zerdrücken,so
dass die Schalen zerplatzt sind und die Hefe eindringen kann.Wenn du
zuviel
zerkleinerst (ich hab mal den Mixer genommen) wird dein Wein trübe
werden, und in der Flasche setzt sich ein glibberiger Bodensatz ab.
Falls
die Früchte sehr süss sind,setzte ich jetzt nur Hefe zu,wenn
nicht,löse ich 1 kg Zucker in 1 liter Wasser auf und rühre
das
drunter.(Keine Angst,der Zucker wird komplett zu Alkohol vergoren,da
bleibt
nichts übrig.)Als Gärhefe hab ich jahrelang Backhefe
benutzt,weil
ich nichts anderes hatte,erst '99 hab ich zum ersten Mal Weinhefe (von
Kitzinger) benutzt,ich bin aber noch nicht sicher,ob der Wein dadurch
besser
geworden ist.Du kannst also ruhig auch Backhefe nehmen.*Dazu hab ich
neulich
eine interessante Mail bekommen,die kannst du unten nachlesen.
Dann
wird kräftig umgerührt,der Gärtopf verschlossen und der
Rand mit Wasser befüllt.
Von nun
an solltest du jeden Tag einmal umrühren,weil die entstehenden
Gasbläschen
die festen Bestandteile der Maische nach oben heben.Dadurch kann sich
über
der Maische ein trockener "Kuchen" bilden,der nicht vollständig
vergoren
wird und ausserdem schimmeln kann.
Die
Maische
wird jeden Tag flüssiger werden,und an der Zeit,die zwischen zwei
Gasblasen im Gärrand verstreicht,kannst du ablesen,wieweit der
Zucker
vergoren ist.Nach zwei Wochen oder so (Ist die Zeit zu kurz,wird der
Wein
zu blass,ist sie richtig,wird er kräftig und geschmackvoll,ist sie
zu lang,wird er bitter.) presst du die Maische durch einen Grobfilter
(ein
altes Geschirrhandtuch,das verfärbt werden darf oder eine
Stoffwindel)
und füllst den Most in eine Korbflasche.
Ein
klarer
Glasballon tuts auch,aber du solltest deinen Wein vor Licht
schützen.(Handtuch
um die Flasche) Auf die Korbflasche kommt ein Gärverschluss
(gibt's
im Haushaltswarengeschäft oder bei Kitzinger) damit kein
Sauerstoff
und keine Essigfliege rein kann und damit du siehst,wie schnell er
gärt.
Sobald
er langsamer gärt,ziehst du eine Probe.Prost!
Je nach
dem,ob die Probe noch ein wenig süss schmeckt oder mehr schon in
die
Richtung Elsässer Riesling geht,setzt du mehr (1kg) oder weniger
(300g)
Zucker zu.Den Zucker kannst du entweder in Wasser auflösen, dann
wird
dein Wein mehr aber blasser,oder du ziehst 1l Most aus der
Flasche,löst
den Zucker darin auf und schüttest ihn wieder zurück.
Sobald
er langsamer gärt,ziehst du eine Probe.Prost!
Dann
gehst du vor wie beim letztenmal,nur musst du jetzt den Zucker
vorsichtiger
dosieren.Die Hefe wird irgendwann aufhören zu gären:Entweder
ist kein Zucker mehr da,oder der Alkoholgehalt ist so hoch
geworden,dass
die Hefe daran zugrunde geht.Ich versuche mich immer an den Punkt
heranzutasten,an
dem beides gleichzeitig passiert.Damit erhalte ich einen herben,starken
Wein,was mich immer wieder sehr glücklich macht.
Wenn
sich im Gärröhrchen nichts mehr tut,und ich denke,der Wein
hat
genug Alk und Öchsle,lasse ich ihn trotzdem noch 2-4 Wochen in der
Korbflasche,damit er sich besser klärt.Wenn die zeit zu kurz
war,bildet
sich in den fertigen Flaschen ein Hefesatz.Eigentlich kein Problem,aber
auch nicht schön.
Den
fertigen
Wein fülle ich in Mineralwasserflaschen ab,die sind vielleicht
ästhetisch
nicht voll befriedigend,aber leicht zu reinigen.
Wenn
du gebrauchte Weinflaschen nehmen willst,musst du die vorher
desinfizieren
(im Backofen backen,auskochen und-oder schwefeln),sonst werden die
darin
enthaltenen Mikroben den Alkohol in Essigsäure umwandeln.Du
bekommst
dann 10l erstklassigen Weinessig.
Bei
Mineralwasserflaschen
brauchst du nur die Deckel abzukochen (ich mach das immer so,ob es
wirklich
notwendig ist,weiss ich nicht) und die Flaschen auszuspülen.
Wenn
du den Wein in Flaschen abziehst,oder auch wenn du nur eine Probe
nimmst
(Solltest du oft tun.Prost!) benutze einen Schlauch.Gerade in der
Endphase
ist es wichtig,den Most so wenig wie möglich
aufzurühren,damit
sich die Hefe nach getaner Arbeit am Boden absetzen kann.
Da du
ja einen Computer hast,kannst du damit schöne Etiketten
herstellen,was
die öden Mineralwasserflaschen optisch etwas aufwertet.
Wenn
du jetzt deine fertigen Weinflaschen in den Keller verfrachtest,fragst
du dich wohl,wie lange die haltbar sind.Darauf kann ich dir keine
genaue
Antwort geben,bei mir hat sich der Wein immer so lange gehalten,bis er
ausgetrunken war.Die älteste Flasche eigenen Wein,die ich
getrunken
habe,war drei Jahre alt,die war wunderbar.Ob der Wein später sauer
werden würde,konnte ich noch nicht herausfinden.Ich hoffe aber,in
Zukunft so viel Wein zu produzieren,dass auch mal was über bleibt
und ich dann im Keller viele verschiedene Jahrgänge eigenen Wein
habe.
Zubehör
Was du
also wirklich brauchst sind:
-ein
Gärtopf
-eine
grosse Flasche mit Gärverschluss
-einen
Schlauch zum Probenziehen Prost!
-ein
paar Kilo Obst
-ein
Päckchen Hefe
Was du
vielleicht auch gebrauchen kannst:
-Reinzuchthefe
-siehe
oben-
-Antigel
Dieses
Jahr hab ich zum ersten Mal Kitzinger Antigel benutzt,das ist ein
Enzym,das
die Zellwände auflöst.Damit wird die Maische schneller
flüssig
und lässt sich besser auspressen.Ich denke (und der Hersteller
versichert
das natürlich) es ist gesundheitlich unbedenklich.
Ich
hatte
mal versucht,aus Mirabellen Wein herzustellen.Der Versuch war
fehlgeschlagen,weil
das innere der Früchte mehlig war und die Maische daher eine
schleimige
Konsistenz bekam.Die Gasblasen platzten nicht und der Gärtopf
schäumte
über.Ich könnte mir vorstellen,dass das mit Antigel nicht
passiert
wäre.Dieses Jahr werde ich es ausprobieren und das Ergebnis hier
aufschreiben.(Dieses
Jahr gabs keine Mirabellen,ich werd's nächstes Jahr probieren
15.9.2000
)
-Kitzinger
Weinbuch (siehe Bücherliste) Ich
weiss
nicht,ob ich dir die Lektüre dieses Buches vor deinem
ersten
Wein empfehlen soll.Ich hab's selbst erst gelesen,nachdem ich
schon
jahrelang Wein gemacht habe.In dem Buch stehen so viele
Ratschläge,die
zu beachten sind,Probleme,die auftauchen könnten,Zusätze und
Zubehör,die du beim Autor kaufen sollst,
dass
du zu der irrigen Meinung kommen könntest,die Sache sei zu
kompliziert
für dich.
Wenn
du aber deinen ersten eigenen Wein getrunken hast,weisst du mit den
guten
und sehr ausführlichen Ratschlägen des Weinbuches mehr
anzufangen.
Eine
Anleitung
zum Weinkeltern aus Sauerkirschen hat uns Andreas
Schöne aus Sachsen geschrieben.
Wie man
einen echt tollen Vino
Hagebutti herstellt,kannst du aus dem
Briefwechsel
mit Mathes erfahren.
In der
Hexenküche
gibt es Rezepte für Wein und für alles,was man sonst noch so
selbst herstellen kann.Die solltest du dir unbedingt ansehen.
Und
noch
eine tolle Arbeitsanleitung
für Obstweine findest du im Hause
Kröplin.
*Hier
noch die Mail von Alka
Seltzer zum Thema Backhefe:"Ich wollte
nur anmerken daß die von ihnen empfohlene Gärmethode mit
Backhefe
sehr gefährlich ist. Denn bei der Verwendung von einfacher
Back-Hefe
entsteht das hochgiftige Methanol. Ich bitte Sie deswegen dies auf
ihrer
Seite zu vermerken." -- Nun
Ja...
-- Dazu sollte ich dann schon noch bemerken, dass ich im
Verlauf
der letzten Jahre wohl ein paar Hektoliter derart hergestellten Weines
getrunken habe. Wahrscheinlich ist mein Hirn vom hochgiftigen Methanol
schon derart zerfressen, dass ich die Wirkung gar nicht mehr bemerke.
Trotzdem
wollte ich Dir diese Mail nicht vorenthalten. Wenn Du also Deinen Wein
mit Backhefe vergärst, gehst Du das Risiko ein, dass Du nachher
genauso
verstrahlt bist wie ich.
Dazu
hab ich heute übrigens eine ebenso nette wie interessante Mail von
Thomas
bekommen:
"An
dieser
nur ein paar kleine Anmerkungen zu der Mail am Ende der "Wein selber
machen"-Seite:
1.
Bäckerhefe
ist das gleiche wie Weinhefe! Und damit meine ich EXAKT das gleiche
(beides
dieselbe Hefeart). Einziger Unterschied: Es handelt sich um
verschiedene
Stämme. Das ist in etwa so wie Hunderassen beim Hund (naja, ganz
grober
Vergleich...): Alle sehen etwas verschieden aus, aber es sind trotzdem
alles bloß HUNDE. Alles die gleiche Art.
2.
Daraus
schließen wir, dass sowohl Bäcker- als auch Weinhefe
Methanol
bei der Gärung freisetzt. Tja, und das macht gar nix, obwohl
Methanol
ein recht starkes Nervengift ist! Denn: Es wird viel zu wenig Methanol
freigesetzt. Wenn Sie Ihren Weinballon in einem Zug leer"saufen"
würden,
dann ist eine klassische Alkoholvergiftung (und ich meine jetzt eine
Vergiftung
vom Ethanol, also dem "Genussalkohol") wohl eher wahrscheinlich. Darum
haben Sie ja auch keine bleibenden Schäden in den letzten Jahren
erhalten,
ganz so, wie Sie es auch festgestellt haben.
Mal
davon
abgesehen: Auch Ethanol ist ein (tödliches!) Gift für den
Menschen,
aber in Maßen genossen, wie es wohl die allermeisten Mitmenschen
tun: Gar kein
Problem!
Das andere Zeug, der Methanol, wird erst gefährlich, wenn man den
Wein zum Schnaps "brennt", d.h. destilliert. Dabei wird nämlich
der
Alkoholgehalt deutlich erhöht. Schnaps hat ja bekanntlich mehr
Prozente
als Wein. Und da man beide Alkohole anreichert, ist im Endprodukt auch
genug Methanol drin, um Schaden zu verursachen, z.B. Blindheit,
Nervenschäden,
Tod... Naja, nicht umsonst ist das illegale Brennen von Schnaps
verboten.
Fazit:
Lassen Sie sich Ihren Weingenuss bloss nicht von solchen
Klugscheißern
versauern! Solch dumme Halbwahrheiten schüren nur Unsicherheit.
Mein
Kompliment für Ihre informative Seite!!! Ich für meinen Teil
werde jetzt los gehen und auf dem Feld hinterm Nachbarshaus Schlehen
sammeln
und daraus nach Ihrer Methode Wein herstellen. Wohl bekomm's, auch in
Zukunft!"
Mit
freundlichen
Grüßen,
Thomas
Emmrich